Faktor-X Siedlungen

Klimaschonendes Bauen ist derzeit gleichbedeutend mit immer extremeren Bemühungen um das Einsparen von Energie - während der Nutzungsphase von Gebäuden. Allerdings wird dabei bereits häufig der Punkt überschritten, an dem sich ein Mehr an Dämmung nicht mehr lohnt. Der Ressourcenverbrauch für ein wenig mehr Energieeinsparung wiegt schwerer als die damit erzielte Einsparung. Dennoch gibt es beim Bauen noch große und bislang nicht umgesetzte Potenziale: In der Wertschöpfungskette und im Lebenszyklus beim Bau sind von der Gewinnung der Rohstoffe über deren Verarbeitung, und Transport, den Umbau des Hauses und einen eventuellen Rückbau riesige Möglichkeiten, Energie, Treibhausgase und Ressourcen einzusparen. 

In national und international beachteten Pilotprojekten erprobt die Stiftung einen neuen Weg jenseits der bloßen Einsparung von Heizenergie. In zwei Siedlungen in Inden und Eschweiler werden Gebäude errichtet, die gegenüber dem ambitionierten Energiestandard KfW 55 mindestens die Hälfte an Ressourcen einsparen. Darüber hinaus wird im Jahr 2017 in Inden ein Referenzhaus errichtet, das die Grenzen der Einsparung auslotet: Hier werden gegenüber einem reginalen Standard 75 % an Ressourcen über einen Lebenszyklus von 50 Jahren eingespart.


Für das Neubaugebiet Neue-Höfe Dürwiß wurde von den Projektpartnern RWE Power, der Stadt Eschweiler und der indeland Entwicklungsgesellschaft ein erweiterter Ansatz gewählt. Hier konnte im Vorfeld der Planung ein städteplanerischer Wettbewerb ausgerufen werden, der Faktor X bereits in der Stadtplanung berücksichtigen sollte. Der Siegerentwurf des Architekturbüros Faeber in Mainz wurde anschließend überarbeitet und verwirklicht. 

Auch in Eschweiler-Dürwiß durften nur Gebäude errichtet werden, deren Ressourcenverbrauch maximal 50 % eines regional üblichen KfW 55 Gebäudes nicht überschreitet. Auch in den Neuen-Höfen-Dürwiß waren zum Ende des Jahres 2016 ein Großteil der Grundstücke vergeben und erste Gebäude im Bau. 

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Faktor-X Siedlung Eschweiler-Dürwiß

Mit dem Seeviertel in Inden wurde ein Baugebiet mit rund 35 Grundstücken erschlossen. Hier wurde gemeinsam mit den Projektpartnern RWE Power als Grundstückseigentümer, der Gemeinde Inden und der indeland Entwicklungsgesellschaft erstmals der Faktor X Ansatz der Reduktion des Ressourcenverbrauchs über den Lebenszyklus des Hauses in der Praxis erprobt. Alle der 35 Häuser müssen mindestens 50% Primärenergie, Treibhausgase und nicht nachwachsende Ressourcen gegenüber einem ortsüblichen KfW 55 Haus einsparen. 

Durch eine intensive Bauberatung wurden Grundstücksinteressenten mit Faktor X vertraut gemacht. Zur Erläuterung von Faktor X wurde ein Heft mit Grundlagen für Bauherren, Architekten und Planer veröffentlicht und eine Berechnungshilfe im Internet veröffentlicht. Ende 2016 waren nach rund 8 Monaten der Vermarktung alle Grundstücke verkauft, erste Gebäude wurden nach Fertigstellung der Erschließung im September errichtet. Im September 2015 wurde das Seeviertel in Inden als Musterprojekt bei der Klimaexpo-NRW ausgezeichnet.

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Bauhandbuch Faktor-X Siedlung Inden Seeviertel
Inden-Seeviertel Infoblatt

Im Seeviertel in Inden errichtet die indeland Entwicklungsgesellschaft im Jahr 2017 ein Referenzhaus Faktor 4. Die Projektpartner Stiftung, indeland, Inden, Eschweiler und RWE Power wollen mit diesem Bau die Möglichkeiten des Faktor 4 Ansatzes demonstrieren, weitere Einsparpotenziale beim Bauen zu realisieren. Neben einer optimierten Baukonstruktion und einer hohen Energieeffizienz ist das Gebäude besonders einfach umzubauen und kann so auf veränderte Nutzungsanforderungen reagieren. Die Fertigstellung wird im Herbst/Winter 2017 erwartet.


Bauen und Wohnen ist der Wirtschaftssektor mit dem größten Stoffaustausch zwischen Mensch und Natur. Gewaltige Mengen an Baustoffen und Energie werden zur Errichtung und zum Betrieb von Infrastruktur und Bauten benötigt. 

Für die Stiftung Grund genug, in diesem Sektor in konkreten Projekten nach Möglichkeiten einer Reduktion dieses Naturverbrauchs zu suchen und Neuland zu betreten. Anfang der 2000er Jahre war nachhaltiges Bauen ein echtes Nischenthema und vor allem mit einem negativen "Öko-Image" belastet. Die Stiftung hat mit ihren Projekten dazu beigetragen, ein nachhaltiges, ressourcensparendes Bauen von diesem Image zu befreien und dessen Nutzen für die Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Stiftung ist seit 2003 Mitglied im Netzwerk Zukunft Bauen NRW, in dem sich die wichtigsten Protagonisten des nachhaltigen Bauens bis heute regelmäßig über Neuerungen im Bausektor informieren.


Archiv - die historischen Projektseiten der alten Website zum damaligen Projektstand

2015: Referenzhaus Faktor 4

Im Seeviertel in Inden entsteht ein Referenzhaus, dass über seinen Lebenszyklus mit einem Viertel der sonst üblichen Ressourcen auskommt.

2012: Faktor X Siedlung Eschweiler

Wie beim Projekt Faktor X Siedlung Inden geht es auch hier um die Berücksichtigung des Ressourcenverbrauchs über den Lebenszyklus einer kleinen Siedlung mit rund 30-40 Wohneinheiten. In Eschweiler-Dürwiß wird auf einem der Stadt Eschweiler und dem RWE gehörenden Grundstück bereits in der städtebaulichen Planung angesetzt, da Festsetzungen im Bebauungsplan häufig einen erheblichen Teil des späteren Ressourcenverbrauchs determinieren.

2012: Faktor X Siedlung Inden

Die einseitige Fokussierung auf Energieeffizienz beim Bauen lässt außer Acht, dass die Reduktion des Ressourcenverbrauchs über den Lebenszyklus eines Gebäudes mindestens ebenso relevant ist. Am Standort Inden-Waagmühle soll in einem Modellvorhaben dokumentiert werden, wie eine derartige Optimierung des Ressourcenverbrauchs in der Praxis umgesetzt werden kann.