Tagebau Inden

Der Abbau der Braunkohle und ihre Verstromung - ein kritisches Thema der Landespolitik in NRW. Die Aachener Stiftung kann neue konstruktive Ansätze liefern.

Im Jahr 1999 setzte sich die Stiftung erstmalig mit der Problematik rund um den Braunkohlentagebau Inden auseinander, als sie um Moderation angefragt wurde. Das waren damals die gesellschaftlichen Eckpunkte: 

  • Ökologische Problematik durch sehr hohe CO2 Belastungen 
  • die Frage, wie man in 30 Jahren mit einem gigantischen Restloch umgeht, das nur mit 1.400 Millionen Tonnen Material verfüllt werden könnte 
  • die flächenmässig größte Veränderung von Landnutzung in Westeuropa 
  • extrem langfristige Planungshorizonte über Jahrzehnte 

Diese komplexe Aufgabe wurde mit 17 Jahren das am längsten laufende Projekt der Stiftung. 

Zusammen mit den Bürgern der Region leitete die Stiftung Visionen einer nachhaltigen regionalen Entwicklung her. Eine Vielzahl von Projekten, die weit in folgende Jahre reichen, sind aus diesem Rahmenprozess entstanden. 

Ungewöhnlich ist die Rolle der Stiftung bei diesem Prozess im Konzert der kommunalen und regionalen Akteure sowie der Öffentlichkeit - aus heutiger Sicht (2017) könnte man sogar ein Modell für bürgernahe nachhaltige Regionalentwicklung darin sehen. Zu Ende der neunziger Jahre wurde im Raum Inden erkannt, dass die aktuell geltende Braunkohlenplanung, die den Geist der sechziger Jahre atmete, aktuell nicht mehr sozial verträglich war. Eine Änderung der Braunkohlenplanung war jedoch politisch problematisch. Mithilfe der Stiftung wurde unter dem Leitgedanken der nachhaltigen Entwicklung die Vision eines neuen Landschaftstyps formuliert: die "Wasserlandschaft Inden". 
 


Eine der Prämissen für diese Vision war, dass das Restloch des Tagebaus nach dessen Auskohlung nicht - wie ursprünglich geplant - verfüllt wird, sondern der erste "Rest-See" des Rheinischen Revieres entsteht. Die Stiftung stieß mit eigenen Mitteln Ansätze zur Konzept- und Masterplanung an. Als sich abzeichnete, dass sich ein regionaler Konsens zugunsten dieser Lösung bildet, übergab die Stiftung die weitere Moderation und Leitung des Projektes zurück an die kommunalen Akteure. Im Jahr 2008 erfolgte der regional-politische Beschluss, dass die Braunkohlenplanung in Richtung eines Rest-Sees geändert wird: Der "Indesche Ozean" war geboren.

Die Stiftung hat in der zweiten Jahreshälfte 2000 einen komplexen Prozess aus einer Vielzahl von Werkstätten mit belastbarer fachlicher Begleitung und öffentlichen Präsentationen begonnen.

 

Der gesamte Prozess, der letztlich zu einer Änderung der Braunkohlenplanung mit politischem Beschluss im Jahr 2008 führte, ist mit Verteilung der unterschiedlichen Zuständigkeiten im Zeitablauf als Grafik dargestellt.
 



Der Zuschlag des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2008 des Entwicklungsprogrammes "Regionale" an die Region (später "EuRegionale2008") setzte den Rahmen für die Weiterentwicklung der Vision von der Wasserlandschaft hin auf die Realität, nämlich umsetzbare Masterpläne. In diesem Rahmen wurden auch erste Ansätze für eine Masterplanung der Zeit nach der Beendigung des Bergbaus im Jahre 2060 formuliert.

   
 

 

Website

www.indeland.de

Regionalplanung für die Folgelandschaft des Braunkohlenabbaus ist ein extrem langfristiger Prozess, der normale Zeithorizonte sprengt: Der Restsee für den Tagebau Inden wird erst im Jahr 2050 vollendet sein. Dieser Restsee ist der erste von 3 grossen Restseeen der Tagebaufolgelandschaft (neben Inden noch Garzweiler und Hambach), die um die Jahrhundertwende 2100 der Landschaft zwischen Aachen - Köln - Düsseldorf ein völlig neues Gepräge geben werden.

 

Die Auswirkungen dieser langfristigen Proezesse wurden nur von wenigen wirklich erkannt, wobei die Bedenkenträger sicherlich die Zahl derjenigen, die neue Potenziale für den Raum erkannt haben, weit überwogen haben.

Neben allen Problematiken liegt eine große gesellschaftliche Chance in diesem langfristigen Prozess: Ferne Zukunft, die oft bedrohlich wirkt, kann durch die Taktung des Masterplans schrittweise erarbeitet werden und verliert somit ihre negative Besetzung. Die gemeinsame Entwicklung einer gesellschaftlichen Zukunftsperspektive kann so eine starke integrative Kraft entwickeln. Die Stiftung hatte als ihre Aufgabe erkannt, die Auswirkungen dieser langfristigen Entscheidungsprozesse mit allen negativen und positiven Aspekte dem Bürger verständlich zu machen.

Die Aachener Stiftung hat in diesem Prozess eine unabhängige, unparteiische Plattform, die eine breite Akzeptanz gewonnen hat, zur Verfügung gestellt. Dieses Vorgehen könnte Modell für andere ähnlich gelagerte gesellschaftliche Aufgabenstellungen sein. Wichtig ist, dass die Bürger auf diesem Weg mitgenommen werden.

Eine weitere These der Stiftung: wenn die Bürger aktiv in die regionale Zukunftsplanung eingebunden sind, werden sie auch ihre eigene Zukunft besser bewältigen können.

Die Frage war, mit welcher Methode man sich so einer Aufgabe nähern kann, die für ein "normales Empfinden" weit weg vom Alltag des hier und jetzt ist.

Die Stiftung hat im Jahr 2008 erstmals in Deutschland in einem regionalen Planungsprozess die Szenarienmethode eingesetzt, die als unternehmens-strategisches Planungsinstrument (vom Energieunternehmen Shell) entwickelt wurde. Lange Zukunftsprozesse sind nicht quantitativ erfassbar, man muss sich ihnen rein qualitativ nähern. 

Ausgangspunkt sind Fragen wie:
Wie sieht die Welt im Jahr 2050 aus?
Wie werden meine Familie und ich im Jahr 2050 leben?
Was arbeiten meine Kinder?

Bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen entstehen Bilder von der Zukunft. In intensiven jeweils einstündigen Gesprächen mit über 60 Meinungsbildnern der Region wurde eine repräsentative Gesamtschau dieser Zukunftsbilder erstellt. Die Methodik dieses Ansatzes wird auf einer eigenen Website erklärt (siehe www.regionalszenarien.de ).

Ergebnis und Kern des Projektes sind vier Geschichten, deren Erzählstrang vom Heute bis ins Jahr 2050 reicht. Die Namen dieser Geschichten: Abendland, Förderland, Ellenbogenland, Neuland. Diese Geschichten sind Eckpunkte eines "Zukunftsraumes" 2050.

Wichtig für den Bürgerbeteiligungsprozess ist, dass eine einfach erfassbare und gut diskutierbare Grundlage für Zukunftsplanung entstanden ist. Bei dem Beteiligungsprozess der Stiftung haben rund 3 % der Bevölkerung aktiv in verschiedenen Veranstaltungsformaten teilgenommen. Ein wertiges Arbeitsbuch begleitete den Prozess.
 

Website

www.regionalszenarien.de
 

Download 



AZ/AN-Sonderdruck zur Vorstellung der Indeland2050-Szenarien
 

Filme 

Seit 2007 werden die Aktivitäten rund um den Tagebau Inden durch die vom Kreis Düren gegründete indeland Entwicklungsgesellschaft www.indeland.de gebündelt.

Die Stiftung war bis 2016 aktiv im Aufsichtsrat der Entwicklungsgesellschaft engagiert und hat Anfang 2017 ein wichtiges makroökonomisches Projekt der Stiftung (Faktor-X) zur Fortführung an die Entwicklungsgesellschaft auch mit personeller Unterstützung übergeben.

Anfang 2017 hat die Stiftung den gesamten Projektbereich an die neugegründete Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft indeland übergeben.

Die Stiftung hat mit einer Vielzahl ergänzender Projekte den Prozess rund um den Tagebau Inden weiter vorangetrieben. Gerade in kleinteiligen kommunalpolitischen Entscheidungen geht oft die „große Linie“ verloren. Hier können Teilprojekte helfen, die die Beteiligten zurück zum „roten Faden“ bringen.

Beispiele für solche Teilprojekte sind

  • Vorarbeiten für die Umsetzung der Vision „Wasserlandschaft Inden“ in einen konkreten Masterplan

  • Impulsveranstaltungen, die das gesellschaftliche Potenzial einer neuen Positionierung des Raumes rund um den Rest-See aufzeigen (“ Zukunftslabor“). Das Zukunftslabor hat sich als festes Veranstaltungsformat etabliert.

  • ökonomische Darstellung der Vermarktungsmöglichkeiten einer abgestimmten und optimierten Standortpolitik.

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Archiv - die historischen Projektseiten der alten Website zum damaligen Projektstand

2009: Indeland Szenarien

Anfang des 21. Jh. werden Entscheidungen über die Rekultivierung des Tagebaues Inden II getroffen. Sie betreffen eine Zeit, die damals über 40 Jahre in der Zukunft liegt, von der es keine Vorstellung in der Region gibt.

2009: Indeland

Im Rheinischen Braunkohlerevier, das rund 15% des deutschen Stroms liefert, müssen nach ressourcenintensivem Abbau der Kohle über 30.000 Hektar Tagebaufläche rekultiviert werden.