Makroökonomische Studien Ressourceneffizienz
1996 suchte die Stiftung den Kontakt zur Wirtschaft, dort war der Vorwurf: das Nachhaltigkeitskonzept ist realitätsfremd. Ziel war also der Nachweis, dass Ressourceneffizienz der Gesamtökonomie nützt. Zusammen mit einer der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wurde eine Reihe von Studien mithilfe eines der damals komplexesten ökonometrischen Modelle der Bundesrepublik Deutschland durchgerechnet. Die Messlatte war hoch: kann eine Verbesserung der Ressourceneffizienz neue Arbeitsplätze schaffen? Die Ergebnisse fanden den Weg bis in höchste politische Ebenen.
Die Steigerung der Produktivität ist eines der wichtigsten Ziele der Wirtschaft, sichert sie doch letztlich das Überleben auf den immer heißer umkämpften globalisierten Märkten. Seit Beginn der industriellen Revolution ist ein drastischer Anstieg der Arbeitsproduktivität zu beobachten. Die Steigerung der Ressourcenproduktivität war in diesem Zeitraum zweieinhalb mal weniger stark. Offensichtlich wird von der deutschen Wirtschaft die Reduktion der Arbeitskosten nach wie vor als eines der vordringlichsten Ziele wahrgenommen, obwohl die Rohstoffkosten in der verarbeitenden Industrie deutlich größer sind. Es galt 2003 eine Steigerung der Ressourcenproduktivität als positiv für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu belegen und publik zu machen.
Die Stiftung hat daher mit der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), IW Consult der deutschen Wirtschaft Prognos AG in Zusammenarbeit mit Arthur D. Little eine Studie konzipiert. Diese beantwortet die Frage: Was würde geschehen, wenn Unternehmen verstärkt in Ressourcenproduktivität investierten? Konkret: Wenn die Material- und Energiekosten bis 2015 um 20% sinken würden?
Die Studie wurde im April 2004 im Wirtschaftsdienst des Hamburgischen Archives für Weltwirtschaft veröffentlicht und mehrfach in Berlin im politischen Raum vorgestellt. Sie wurde ins Englische übersetzt und auf Nachfragen der niederländischen Regierung an diese weitergereicht. Sie diente als Grundlage für weitere Studien, die in einem Sammelband "Ressourcenproduktivität als Chance - Ein langfristiges Konjunkturprogramm" für Deutschland publiziert wurden.
Die meisten Umweltprobleme lassen sich auf einen nicht nachhaltigen Stoffaustausch zwischen dem Wirtschaften menschlicher Zivilisationen und der Natur zurückführen. Es werden der Natur einfach zu viele Rohstoffe entnommen. Sie landen in Produkten, in Infrastrukturen, in Dienstleistungen. Ein großer Anteil wird als Abfall, Emissionen in Wasser, Boden und Luft und als Schadstoffe wieder in die Natur zurückgegeben. So ist auch die auf menschliches Handeln zurückzuführende Klimaveränderung an sich kein Problem. Sie ist ein Symptom - ein Symptom eines aus den Fugen geratenen Kohlenstoffkreislaufs: Es wird viel mehr Kohlenstoff aus dem Boden geholt und verbrannt, als die Natur in Form von Pflanzen der Atmosphäre entnehmen kann. Über Jahrtausende eingespielte sensible Kreisläufe geraten aus dem Lot, der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre steigt und entfaltet sein Treibhauspotenzial. Das Ziel der Projektfamilie Ressourcen der Stiftung war, die Wahrnehmung des Stoffaustausch-Problems zu steigern und an konkreten Projekten zu zeigen, wie eine Reduktion dieses Stoffaustauschs um einen Faktor X ganz praktisch funktionieren kann.
In den Projekten spiegelt sich ebenfalls eine Lernkurve der Stiftung: Ein Beginn mit den Aachener Foren, die in das Thema einführten und Schwerpunkte gesetzt haben. Gefolgt von makroökonomischen Studien, über den Sinn der Steigerung der Effizienz, mit der Ressourcen eingesetzt werden, deren Ergebnisse noch zehn Jahre später zitiert werden und die einen wichtigen Beitrag zur Verankerung von Ressourcen in der Politik geleistet haben. Begleitet durch Preise und klassisches Lobbying für diese Ideen und schließlich konkrete Projekte zur Umsetzung beim Bauen und Wohnen, dem Wirtschaftssektor mit dem höchsten - nicht nachhaltigen - Stoffaustausch zwischen Mensch und Umwelt.